Wer vom Großglockner träumt, kommt an der Stüdlhütte nicht vorbei.
Auf 2.801 Metern thront diese besondere Alpenvereinshütte in der Fanatscharte – mit dem majestätischen Gipfel des Großglockners direkt vor der Nase.
Aber die Stüdlhütte ist mehr als nur ein Basislager für ehrgeizige Bergsteiger.
Sie ist ein Ort, an dem Berggeschichte spürbar wird, wo sich moderne Architektur harmonisch in die raue Gletscherlandschaft einfügt und wo auch Wanderer ein unvergessliches Bergerlebnis finden.
Eine Hütte mit Geschichte und Vision
Die Geschichte der Stüdlhütte beginnt 1868 – und damit hat sie eine besondere Bedeutung. Sie war die erste Schutzhütte in den Ostalpen überhaupt! Gestiftet wurde sie von Johann Stüdl, einem bergbegeisterten Kaufmann aus Prag, der 1867 erstmals nach Kals kam und von dieser Bergwelt so fasziniert war, dass er ihr verfiel.
Was damals als bescheidene Hütte mit gerade mal zwölf Schlafplätzen begann, ist heute ein architektonisches Schmuckstück. Der moderne Neubau von 1993 bis 1996 wirkt wie ein futuristisches Raumschiff, das sanft in der Hochgebirgslandschaft gelandet ist. Die zylindrische Form ist dabei keineswegs nur Design – sie bietet der Hütte Schutz vor den extremen Windgeschwindigkeiten, die hier oben über 200 km/h erreichen können. Zudem setzt die Hütte auf Nachhaltigkeit: Ein Großteil des Energiebedarfs wird durch Solarenergie und ein Blockheizkraftwerk gedeckt.
Öffnungszeiten: Wann die Stüdlhütte ihre Türen öffnet
Die Stüdlhütte ist in zwei Hauptsaisonen bewirtschaftet:
Sommersaison: Mitte Juni bis Mitte Oktober
Frühjahrssaison: Anfang März bis Mitte Mai (ideal für Skitouren!)
Gerade in der Hochsaison und an Wochenenden ist die Hütte sehr beliebt. Eine frühzeitige Reservierung ist daher dringend empfohlen – besonders wenn du den Großglockner ins Visier nimmst. Mit 106 Lagerplätzen, zwei Betten und einem Winterraum ist die Hütte zwar deutlich gewachsen seit ihren Anfängen, aber die Nachfrage ist enorm.
Gut zu wissen: Es gibt Warmwasserduschen (ein Luxus in dieser Höhe!), EC-Kartenzahlung ist möglich, und der Handyempfang funktioniert überraschend gut.
Der Aufstieg zur Stüdlhütte
Der klassische Weg vom Lucknerhaus
Der gebräuchlichste und auch familienfreundlichste Zustieg startet am Lucknerhaus (1.918 m), das über die mautpflichtige Kalser Glocknerstraße erreichbar ist. Von dort führt ein gut markierter Weg durch das malerische Ködnitztal.
Route: Lucknerhaus → Lucknerhütte → Stüdlhütte
Gehzeit: ca. 2,5 Stunden
Höhenmeter: etwa 880 hm
Schwierigkeit: mittelschwer, gut markiert
Der Weg führt zunächst links des Baches entlang, später überquerst du eine Brücke und steigst über eine etwas steilere Stufe zur Lucknerhütte (2.241 m) auf. Hier kannst du im Sommer eine erste Rast einlegen. Weiter geht's durch das Hochtal nach Norden, über eine weitere Stufe, bis sich das Tal auf etwa 2.500 Metern nach Nordwesten wendet. Mit jedem Schritt wird der Blick auf den Großglockner imposanter.
Unterwegs hast du gute Chancen, Murmeltiere zu beobachten – ihre charakteristischen Pfiffe begleiten dich durchs Tal. Mit etwas Glück entdeckst du auch Gämsen oder sogar Steinböcke.
Die landschaftlich reizvolle Alternative: Teischnitztal
Für Abenteuerlustige gibt es einen alternativen Aufstieg durch das Teischnitztal. Diese Route ist anspruchsvoller und vor allem im Früh- und Spätsommer wegen Schneefeldern mühsamer, dafür aber landschaftlich absolut grandios.
Gehzeit: ca. 4 Stunden
Schwierigkeit: anspruchsvoll
Tourenmöglichkeiten rund um die Stüdlhütte
Der Großglockner – das Kronjuwel
Klar, der Hauptgrund für die meisten Bergsteiger ist der Großglockner (3.798 m) – Österreichs höchster Berg und ein absoluter Klassiker.
Normalweg über die Adlersruhe: Der beliebteste Anstieg führt über das Ködnitzkees zur Erzherzog-Johann-Hütte (3.454 m) auf der Adlersruhe. Von dort geht's über den Kleinglockner und die ausgesetzte Glocknerscharte zum Gipfel. Gehzeit: 5 Stunden, Schwierigkeit: anspruchsvolle Hochtour mit Gletscherberührung.
Stüdlgrat: Die sportlichere Variante! Dieser Aufstieg ist rassiger, mit Kletterstellen bis Schwierigkeit IV-. Dafür begegnet man hier auch am Wochenende deutlich weniger Bergsteigern. Gehzeit: 5 Stunden.
Weitere Routen: Nordwestgrat, Glocknerwandüberschreitung – für erfahrene Alpinisten gibt es mehrere Möglichkeiten, den König zu erobern.
Lohnende Gipfel auch ohne Glockner
Nicht jeder muss gleich den höchsten Berg Österreichs besteigen. Die Stüdlhütte bietet auch wunderbare Alternativen:
Fanatkogel (2.905 m): Der Hausberg der Hütte! In nur 15 Minuten erreichst du von der Terrasse aus diesen Aussichtspunkt. Perfekt für einen gemütlichen Nachmittag oder als Akklimatisationstour.
Die Schere (3.031 m): In etwa 30 Minuten bist du oben und genießt einen spektakulären Panoramablick auf Großglockner, Stüdlgrat, Ködnitzkees und Adlersruhe. Ein Muss für jeden Hüttenbesucher!
Romariswandkopf und Teufelskamp (beide 3.511 m): Diese beiden gleich hohen Dreitausender lassen sich perfekt kombinieren. Gehzeit: 2,5 bis 3 Stunden.
Blaue Wand (2.912 m): Leichte Kletterei, nur 30 Minuten von der Hütte.
Hüttenübergänge
Die Stüdlhütte liegt ideal für mehrtägige Touren:
- Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe): 2,5 Stunden
- Glorer Hütte: 2,5 Stunden (Trittsicherheit erforderlich!)
- Salmhütte: 4 Stunden
- Oberwalderhütte: 6-7 Stunden über Gletscher
- Kalser Tauernhaus: 5,5 Stunden (Abstieg)
Die Hütte liegt zudem am Osttiroler Adlerweg (Etappen 8-9), einem der schönsten Weitwanderwege der Alpen.
Skitouren im Frühjahr
Von März bis Mitte Mai verwandelt sich die Region in ein Skitouren-Paradies. Die Stüdlhütte ist Ausgangspunkt für anspruchsvolle Skitouren, darunter die legendäre Großglockner-Umrundung – eine der beeindruckendsten, aber auch schwierigsten Skihochtouren der Ostalpen. Nur für erfahrene Tourengeher geeignet!
Leben auf der Hütte
Die Atmosphäre auf der Stüdlhütte ist einzigartig. Wenn abends die letzten Sonnenstrahlen die Gipfel der Hohen Tauern vergolden und die Bergwelt in sanftes Licht getaucht wird, weißt du: Hier oben ist die Welt eine andere.
Das kulinarische Angebot kann sich sehen lassen: Hüttenwirt Matteo Bachmann und sein Team servieren vor allem Tiroler Küche, abends oft in Form von großzügigen Buffets. Keine Dosenravioli, sondern richtig gutes Bergsteigeressen!
Alpenvereinsmitglieder zahlen ermäßigte Übernachtungspreise – wer noch kein Mitglied ist, kann direkt auf der Hütte beitreten. Ein Hüttenschlafsack ist Pflicht (aus hygienischen Gründen), und um 22 Uhr ist Hüttenruhe.
Anreise
Mit dem Auto:
Von Norden: München → Kufstein → Pass Thurn → Felbertauern-Tunnel → Huben → Kals am Großglockner → Kalser Glocknerstraße (Maut) → Lucknerhaus
Von Süden: Lienz → Huben → Kals am Großglockner
Mit Bus und Bahn:
Bahnhof Lienz, von dort Postbus nach Kals/Lucknerhaus
Am Lucknerhaus gibt es einen großen Parkplatz – von dort startet dann der Aufstieg.
Wissenswertes zum Schluss
- Johann Stüdl, der Gründer, wurde in Kals der "Glocknerherr" genannt und 1870 zum Ehrenbürger ernannt. Die größte Glocke im Turm der Pfarrkirche trägt seinen Namen.
- Die Stüdlhütte war ein Wendepunkt für Kals: Aus einem beschaulichen Bergdorf wurde das Zentrum für Glockner-Besteigungen.
- 1869 wurde hier – dank Stüdls Initiative – der erste Bergführerverein der Alpen gegründet.
- Die Hütte liegt mitten im Nationalpark Hohe Tauern, dem größten Schutzgebiet der Alpen.
- Die moderne Bauweise ist nicht nur windresistent, sondern auch energieeffizient – ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen im Hochgebirge.
Fazit
Ob du nun den Großglockner im Visier hast, eine gemütliche Wanderung mit Hüttenübernachtung planst oder einfach nur die Bergwelt des Nationalparks Hohe Tauern erleben möchtest – die Stüdlhütte ist ein perfekter Ausgangspunkt. Die Kombination aus Geschichte, moderner Infrastruktur, grandioser Lage und Tiroler Gastfreundschaft macht sie zu einem besonderen Ort in den Alpen.
Pack deinen Hüttenschlafsack ein, reservier rechtzeitig und mach dich auf den Weg. Die Stüdlhütte wartet auf dich – mit einem der schönsten Bergpanoramen, die Österreich zu bieten hat.
Kontakt:
Telefon: +43 4876 8209
Website: www.stuedlhuette.at
E-Mail: info@stuedlhuette.at
latitude. 47,054722. longitude. 12,680833
Sektion Oberland des DAV:
service@dav-oberland.de
Hinweis: Öffnungszeiten können sich ändern, bitte vor der Tour aktuelle Informationen einholen!